Unser
Transformations­blog

Die Vier-Tage-Woche

Oder wie es jetzt selbst im Handwerk heißt: Yes, Weekend!

Weniger Arbeiten, mehr Freizeit, zufriedenere Mitarbeitende – ein schöner Traum? In der Praxis aber einfach nicht umsetzbar? Doch! Wir haben gute Argumente, diese Idee in Betracht zu ziehen. Denn auch Handwerksunternehmen organisieren sich schon für das Drei-Tage-Wochenende – und punkten damit bei ihrer Belegschaft.

„Undenkbar…, geradezu kühn!“ Vor knapp 100 Jahren prognostizierte der Ökonom John Maynard Keynes: 2030 werden wir nur noch 15 Stunden die Woche arbeiten. Dank des Fortschritts, der steigenden Produktivität und des wachsenden Wohlstands!

Das sorgte das für Kopfschütteln unter seinen Zeitgenossen. Nur drei Stunden pro Tag arbeiten? Undenkbar. Völlig ausgeschlossen!

Wir beamen uns in das Jahr 2023 – also nur noch sieben Jahre bis zu Keynes' Prognose.

Wo stehen wir? Und wie steht es um die 15-Stunden-Vorhersage von Keynes?

Sie können es sich denken. Wir schütteln tatsächlich immer noch die Köpfe.

Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei uns beträgt aktuell 34,7 Stunden

Gar nicht mal so viel wie gedacht bei all den Überstunden, die gefühlt tagtäglich überall geleistet werden... aber auch nur, wenn man nicht zwischen Teilzeit- und Vollzeit-Erwerbstätigen unterscheidet.

Die Vollzeit-Arbeitskräfte arbeiten im Schnitt nämlich an fünf Tagen 41 Stunden – und kennen die 15-Stunden-Woche nur aus Mythen von kalifornischen Surferläden, in denen sich ein paar langhaarige Typen überlegt haben, dass sie doch viel lieber mehr Zeit für die perfekte Welle hätten.

Tatsächlich ist das genau der Wunsch von rund Dreiviertel der arbeitenden Bevölkerung: Weniger arbeiten und mehr Freizeit.

Jeder Vierte würde laut einer Umfrage der repräsentative Befragung der HDI-Versicherung aus dem vergangenen Jahr sogar Lohneinbußen dafür in Kauf nehmen.

Jeder Zweite stellt seinen Vollzeit-Job in Frage und würde gern in die Teilzeit wechseln. Wenn der Arbeitgeber denn das nur ermöglichen würde.

Schöne Träume, aber irrelevant?

Nicht ganz, finden wir und beobachten inmitten von Zeiten akuten Fachkräftemangelsentsteht eine unglaubliche Schieflage. Während Arbeitgeber händeringend nach geeignetem Personal suchen, lassen die Bindungen der Beschäftigten zu ihrem Job immer weiter nach. Die Unzufriedenheit nimmt zu, die Hemmschwelle für einen Jobwechsel wird immer niedriger...

Wer etwas ändern will, fragt: Wie kann der Wunsch nach mehr Freizeit trotz voller Auftragsbücher in Einklang gebracht werden?

Wie wird die freie Zeit so gut verteilt, dass sie am besten frei genutzt werden kann?

Das trieb auch Stephan Rech um. Er ist Inhaber und Geschäftsführer von Reuse Haustechnik in Kassel. Für ihn und sein Unternehmen waren eine hohe Kundennachfrage, Ressourcen- und Fachkräftemangel sogar schon vor Corona ein Thema. Ihm wurde klar: Um nachhaltig etwas zu bewirken, müssen wir auch nachhaltig in unsere Mitarbeiter:innen „investieren“. Sprich: eine gute Ausbildung ermöglichen, die Menschen im Unternehmen fachlich und menschlich „nach vorn entwickeln“, auf Teambildung setzen (wie er in diesem Interview erklärt).

Offen stellte er seinen Mitarbeitenden die Frage: Was wäre euch wichtig im Sinne der Life-Work-Balance?

Und eine der Antworten war: „Eine-Vier-Tage-Woche“.

Ein kurzer Blick über den deutschen Tellerrand

Ende des vergangenen Jahres bekam die Vier-Tage-Woche globale Aufmerksamkeit. Die neuseeländische Non-Profit-Organisation „4 Day Week Global“ trommelte 33 Unternehmen, darunter Beratungs-, IT- und Recruiting-Firmen aus den USA, Irland, Australien und ein paar weiteren Ländern zusammen, um ein Experiment zu starten: Sechs Monate lang sollte die Arbeitswoche in diesen Firmen aus vier Arbeitstagen mit insgesamt 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich bestehen – so wie man es schon vor Jahren von Google und Amazon gehört hatte. Klingt gut? Vielleicht für Tech-Unternehmen!

Aber eine Vier-Tage-Woche im Handwerk? Kopfschütteln!

Wenn dort einen Tag weniger gearbeitet wird, braucht man doch auch automatisch mehr Personal, um das Pensum zu schaffen?

Für Rech und sein Team trotzdem kein Grund die Idee gleich zu verwerfen. Frei nach dem Motto: Was Surfer in Kalifornien können, können wir auch. Nämlich mehr Freude am Arbeiten schaffen. Gemeinsam wurde geplant, rechtliche Grundlagen geklärt, unter der Belegschaft abgestimmt – mit positivem Ergebnis. Gemeinsam initiierten sie eine Testphase.

Aus den klassischen Arbeitszeiten des Handwerkbetriebs – montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr und freitags bis von 8 bis 12 Uhr – wurde etwas Neues: Die Vier-Tage-Woche, in der von montags bis donnerstags jeden Tag eine Stunde und 15 Minuten mehr gearbeitet wird. Weiterhin 37 Stunden – doch so verteilt, dass der Freitag die Bedeutung bekommt, die ihm durch seinen Namen eigentlich zusteht: Er ist frei.


Mehr Zeit für Familie, Hobbies, Freunde - was würden Sie machen, mit einem freien Freitag?

„Die Mitarbeitenden sind begeistert“, sagt Stephan Rech im Interview. 90 Prozent der Belegschaft waren nach der Testphase von dem Modell überzeugt. Auch Kunden und Lieferanten haben nach teilweise anfänglicher Skepsis die Veränderungen akzeptiert und bewerten sie positiv.  Neben der Zufriedenheit der Mitarbeiter, einen Tag mehr zur Erholung oder z.B. ausreichend Zeit für Behördengänge oder für Kurztrips mit der Familie zu haben, bemerkte der Geschäftsführer auch Folgendes:

Durch den einen Tag weniger im Unternehmen konnten Energiekosten eingespart werden. Freitags muss das Büro nicht mehr beheizt werden. Fahrtstrecken werden eingespart.

Diese Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen des „4 Day Week Global“-Experiments. Kurz zusammengefasst: Die Mitarbeiterzufriedenheit stieg, der Umsatz im Schnitt im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent. Der Krankenstand sank um 33 Prozent. Es wurde einfacher neue Bewerber zu finden – und diese auch zu halten. Klingt traumhaft?

Nein, viel besser: Es ist tatsächlich umsetzbar.

Wenn die Voraussetzungen für Veränderung geschaffen werden.

Und dabei helfen wir Ihnen!

Sprechen Sie uns an!

 

Übrigens, ein tolles Experiment wagt auch unser Netzwerkpartner Janus.
Bei Janus vor Ort erproben sie jetzt die Vier-Tage-Woche – und haben dafür die Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden reduziert. Bei gleichbleibendem Gehalt.

 

PS: Apropos Surf-Work-Balance – eine Studie von Don Chen und Vivien Lim von der National Universität von Singapur hat gezeigt: Wer während seiner Arbeit ab und zu durchs Internet surft, erfährt eine „mental wichtige erholsame und stärkende Wirkung“. Hätten Sie das gedacht? ;-)

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